Der 
        wirtschaftliche Erfolg vieler früher Kolonisten, die von ihrer religiösen 
        und politischen Freiheit vorschwärmten, lockten zahlreiche Menschen 
        aus dem fernen Europa in den Westen. Zwar war ihnen klar, dass sie dort 
        harte Arbeit und Wildniss erwartete und dass sie dort weder vor Indianerangriffen 
        geschützt waren noch medizinische Versorgung zu erwarten hatten, 
        doch die neue Welt bot ihnen die Chance auf ein neues Leben. Die meisten 
        der Auswanderer kamen aus England, aber viele kamen auch aus anderen europäischen 
        Ländern 
         
Viele kamen, da sie religiöse Freiheit suchten. Dazu gehörten 
        Puritaner, Katholiken, Quäker, Hugenotten, Juden und zahlreiche deutsche 
        protestantische Sekten. Andere kamen aus wirtschaftlichen Gründen 
        als Verdingte Knechte, sogenannte "indentured servants". Im 
        Ausgleich dafür, dass ihr Dienstherr die Überfahrt für 
        sie bezahlte und ihnen Essen, Trinken und eine Unterkunft gab, verpflichteten 
        sich diese, einige Jahre unendgeldlich als Knechte zu arbeiten. Nach Ablauf 
        einer 4-jährigen Zeitspanne waren die Knechte frei und konnten tun, 
        wonach ihnen beliebte. 
Wiederum andere hatten keine andere Wahl. Sie waren Gefangene aus überfüllten 
        englischen Gefängnissen, Irländer, die während zahlreicher 
        Kriege mit dem englischen Mutterland in Gefangenschaft geraten waren bzw. 
        Schwarzafrikaner, die gefangen und an europäische Händler verkauft 
        worden waren. All diese wurden nach Amerika gebracht, um dort harte Arbeit 
        zu verrichten. Zunächst hatten die Sklaven den selben Rechtstatus 
        wie die weißen Verdingten Knechte, doch 1660 änderte sich dies. 
        Dies war der Beginn einer lebenslangen Sklaverei für viele Schwarze 
        insbesondere in den südlichen Kolonien, da dort der Bedarf an billigen 
        Arbeitskräften auf Plantagen enorm war. 
         
Ein entscheidendes weiteres Auswanderungsmotiv war das in Europa zu dieser 
        Zeit vorherrschende dreigliedrige Ständemodell, das Menschen von 
        Geburt an in Freie und Unfreie, Herrschende und Dienende einteilte. Die 
        Ständegesellschaft war ein durch religiöse und staatstheoretische 
        Ordnungsvorstellungen rechtlich und idiologisch legitimiertes Herrschaftssystem, 
        indem nicht die verrichtete Arbeit, sondern ausschließlich die Geburtszugehörigkeit 
        zählte, d.h. niemand, der in den dritten Stand hineingeboren worden 
        war, konnte durch seine verrichtete Arbeit, durch außergewöhnliche 
        Leistungen und Verdienste, dieser abstammungsbedingten Über- und 
        Unterordnung entfliehen. Eine Verschmelzung der Stände durch Eheschließung 
        war strengstens untersagt und wurde im Fall der Zuwiderhandlung mit Ächtung 
        bestraft, d.h. Adlige, die sich ihre Gemahlin im dritten Stand suchten, 
        konnten aus dem Adelstand verbannt werden. ( siehe dazu Friedrich Schiller, 
        Kabale und Liebe). 
         
Die ersten amerikanischen Kolonien wurden in einer Zeit gegründet, 
        in der das englische Mutterland schwere politische und religiöse 
        Kämpfe durchlebte. Puritaner, die sogenannten fanatisch aggessiven 
        Reformkräfte, forderten einerseits die Beseitigung der kirchlichen 
        Hierarchie mit ihren Bischöfen, Erzbischöfen und Kirchengerichten 
        und andererseits die Einengung der Machtbefugnisse des Königs zugunsten 
        der des Parlaments. Während sich der König das Recht herausnahm, 
        nach freiem Belieben, Steuergesetze zu erlassen, rissen die geistlichen 
        Bischöfe die Gerichtsbarkeit an sich. Die Exkommunizierung, die Absprechung 
        wesentlicher bürgerlicher und politischer Rechte, wurde immer häufiger 
        als Mittel eingesetzt, um Aufständige ruhigzustellen. Die Puritaner, 
        die sowohl dem König als auch den Geistlichen ihre Macht nehmen wollten, 
        wurden in England zutiefst diskriminiert. So durften sie z.B. keinen eigenen 
        Gottesdienst abhalten, an Universitäten des Landes nicht studieren 
        und keine öffentlichen Ämter bekleiden.So ist es kaum verwunderlich, 
        dass die Puritaner zu den Auswanderern dieser Zeit gehörten. Im fernen 
        Amerika versuchten die dort Pilgerväter genannten Reformatoren, ihre 
        politischen und religiösen Anschauungen zu verwirklichen. 
Der dritte Stand war bis auf wenige reiche Kaufleute des Lesens und Schreibens 
        nicht bemächtigt. Deshalb war der dritte Stand der Bibelinterpretation 
        der Geistlichen hilflos ausgeliefert; Adel und Klerus hatten ein großes 
        Interesse daran, dass das Analphabetentum des dritten Standes auch so 
        blieb, denn ein gebildetes Volk stellte eine ernsthafte Gefahr für 
        die bestehende, angeblich gottgegebene und gottgewollte, Ständeordnung 
        des Herrschens und Dienens dar.In Europa herrschte für die große 
        Masse der von Adel und Klerus unterdrückten Bevölkerung harte 
        und ungewisse Lebensbedingungen, denn viele der Tagelöhner wußten 
        nicht wie und wovon sie leben sollten. In Europa waren und sollten sie 
        auch in Zukunft ewig die unfreien Untergebenen ihrer Freudalherren bleiben. 
        Im fernen Amerika versprach man diesen Menschen ein Leben in Freiheit, 
        in dem nicht die Herkunft, d.h. die Geburtsangehörigkeit, sondern 
        ausschließlich die vollbrachte Leistung zählen sollte. In Neuengland 
        sollten sie eigenes Ackerland besitzen und bestellen dürfen, um ihren 
        Reichtum und Wohlstand zu mehren. So wanderten viele Tagelöhner nach 
        Amerika aus, um sich dort mit Fleiß und Arbeitseifer eine neue, 
        vielversprechende Existenz aufzubauen.Geschäftsleute glaubten, im 
        fernen Amerika ihren Reichtum mehren zu können.  |